Martina McBride: Da läuft es einem kalt den Rücken runter

Juli 2012

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Ich bin eigentlich nie ein grosser Fan von Martina McBride gewesen, aber neidlos muss ich zugestehen, dass es kein grösseres musikalisches Ereignis gibt als ein Konzert von Martina. Vor vielen Jahren hat mir Toni, der grösste Martina-Fan, den es gab (leider ist er viel zu früh verstorben), erklärt, dass er denkt, dass Martina McBride gar kein Mikrofon benötige, denn sie könnte problemlos ein Stadion mit ihrer Stimme füllen, ganz ohne technische Hilfe. In der Zwischenzeit habe ich diese Sängerin mehrfach gesehen und kann Toni nur beipflichten. Es gibt wirklich nichts Besseres als Martina.

Letztes Jahr am CMA Music Festival hat Martina McBride als erste Musikerin eine Standing Ovation erhalten vom GANZEN Stadion, das sind etwa 65‘000 Personen. Sie konnte ihr Konzert zehn Minuten lang nicht fortsetzen, so haben die Zuschauscher getobt und sie frenetisch gefeiert. Dieses Jahr am CMA Festival durfte sie das viertägige Festival beschliessen, und wieder war das ganze Stadion auf den Beinen und hat sie zur Besten gekürt.

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Es gibt eine sehr schöne Geschichte, wie Martina McBride überhaupt zu Ihrem grossen Ruhm kam. Ihr Mann John McBride war während der grossen Zeit von Garth Brooks bei ihm Stage Manager und seine rechte Hand. Als an einem Abend die damalige Vorband, die Sängerin Trisha Yearwood ausfiel, fragte Garth John verzweifelt, wer denn heute Abend als Vorband spielen solle. John McBride erklärte Garth, dass seine Frau, die während der Tournee für Garth am Merchandise-Stand T-Shirts verkaufte, sehr gut singen könne, und wenn Garth erlaube, dass ein Teil der Band Martina musikalisch begleitete, könnte seine Frau als Vorband auftreten. Da Garth Brooks keine andere Wahl hatte und seinem Freund vertraute, trat Martina McBride an diesem geschichtsträchtigen Abend zum ersten Mal vor grossem Publikum auf. Sie überzeugte die Zuhörer und auch Garth Brooks. Von diesem Tag an durfte Martina McBride Garth auf seiner damaligen Tour musikalisch begleiten und startete so ihre Weltkarriere. Alle Leser, die im Hallenstadion am Konzert von Garth Brooks waren, können sich sicher noch an das hübsche schüchterne Mädchen mit den stahlblauen Augen erinnern, das mit seinem roten Kleidli und einer gewaltigen Stimme im Vorprogramm auftrat. Schon damals haute uns Martina aus den Stühlen.

McBride wuchs im Mittleren Westen in für dort typisch ländlichen Verhältnissen auf. Als Kind begeisterte sie sich für Country-Musik, aber auch die Rock-Musik hatte es Ihr angetan. In der High School sammelte sie in einer Band ihre ersten musikalischen Erfahrungen. Die ersten Auftritte als Sängerin hatte sie in  Mitte der 80er Jahre in Wichita, Kansas. Auf dieser kleinen Tournee lernte sie auch ihren späteren Mann John McBride kennen. 1988 heirateten die beiden und zogen nach Nashville.

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Anfang der 90er Jahre unterzeichnete McBride einen Plattenvertrag bei RCA Records und veröffentlichte ihr Debutalbum „The Time Has Come“. Das Album war sehr traditionell, verkaufte sich aber nur mittelmassig. 1993 endlich landete sie mit dem Song „My Baby Loves Me“ den ersten grossen Hit und damit in den Country Chartes auf Platz 2.Ihren ersten grossen Hit landete Martina McBride mit einer Komposition von Gretchen Peters: Independence Day“  erzählt sie Geschichte eines Mädchens, das Gewalt in ihrer Familie miterleben muss. Der Song war über 100 Wochen lang in den Country-Charts und wurde 1995 an den CMA-Awards als CMA Song of the Year ausgezeichnet. Ich kann euch sagen, wenn Martina diesen Song live singt, dann läuft es einem kalt den Rücken runter. Schaut euch doch den Text dieses Songs einmal an, bevor ihr nach Gstaad kommt - er ist wirklich sehr brisant.

Mittlerweilen hat die Künstlerin in den USA über 13 Millionen Platten verkauft und  schreibt die meisten ihrer Songs selber. Die Single-Auskoppelungen aus ihrem elften Studio-Album „Teenage Daughters“ und „I'm Gonna Love You Though It“ verzeichnen den größten Erfolg seit Jahren. Das Lied über die Probleme mit ihren drei Töchtern ist wirklich sehr lustig. Sicher kann jede Mutter von Teenie-Mädchen diesem Song nur beipflichten und erkennt sich in den Zeilen wieder.

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Nun also auf nach Gstaad! Ich freue mich sehr auf dieses Konzert und kann nur sagen: Von Martina McBride bekommt man nie zu viel. Ihr könnt es mir glauben, ich habe sie schon im April in Kalifornien an einem Konzert gesehen und dann in Nashville. Natürlich habe ich Tickets für Gstaad und bin absolut gespannt, wie sich diese sympathische Künstlerin im Berner Oberland präsentieren wird und welche Songs von ihren vielen Top-Singles sie aussuchen wird. Ich bin sicher, dass ich während ihrem Konzert auch ein paar Mal an Toni denken werde. 

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